Prolog
Und die Welt
und die Welt
und die Welt
wirft Wellen
frag dich
warum
Es stehen in Stein gemeißelt
Auf einem zerknitterten Zettel
in den Linien, dem Gesicht deiner Hand
Schönheit und Schuld:
Die Erinnerung an das Bad
mit dir im Wald im See, spontan.
Der Stern am Himmel in der leisen Nacht.
Das glänzende Schokoladenpapier, der heimlich vernaschte Osterhase. Das Stückchen Brot, auf eine Bank gelegt nahe des Steinbruchs.
Für die jüdischen Häftlinge, die jeden Tag an dir vorübergehen.
Das nicht gesagte Wort.
Die nicht gereichte Hand.
Die deutschen Waffen, geschickt in den Nahen Osten.
Die alte Frau, die im Park das Eichhörnchen streichelt und
der Hund, der dir dein Wurstbrötchen klaut.
Die überall Zurückgelassenen, das schlechte Gewissen.
/Das Herz lärmt, ins Gebet genommen/
Das ist der steinige Weg.
Doch höret!
Von dem, was zu sehen ist,
will ich nicht reden.
Will sprechen vom Zittern zwischen den Gräsern und
dem Mund, der
eine Wohnung sucht hinter dem Netz des Gesagten. /Der Tau hat darauf seine Spuren hinterlassen/
Von dem, was zu sagen wäre will ich schweigen
und eine Hand nehmen und
Und die Welt
und die Welt
und die Welt wirft Wellen
frag dich warum
Es stehen in Stein gemeißelt
Auf einem verknitterten Zettel,
in den Linien, dem Gesicht deiner Hand
Schönheit und Schuld
Epilog
Und eine*r werfe den ersten Stein. Und eine*r baue daraus ein Haus.
Und die Welt wirft Wellen.

© Lecture Performance: Karin Kontny
© Flagge/Abbildung: Text und Idee Karin Kontny, Foto Max Eicke